Zur

Hydrologie
des Süßwasser-Aquariums

                                                    


Aquaristik:  Die Grundlagen verstehen

1. ANORGANISCHE ASPEKTE

b. Haupt-Ionen I
Ionenstruktur




Ionen-Struktur


In natürlichem Wasser schwirren noch viele andere Ionen herum, allerdings in weit geringerem Maße als die Basis-Ionen H+ und HO-. Unser Wasser hat eine Masse von hinlänglich genau 1.000 [gr/l]; davon könnten - bei theoretisch (!) völliger Dissoziierung - etwa 55 [gr/l] den Wasserstoff-Ionen zugeordnet werden und das 17-Fache, 945 [gr/l], den Hydroxid-Ionen. Die Gesamtheit der weiteren Ionen bewegt sich hingegen im sauberen Süßwasser nicht im Gramm-Bereich; im Mehrwasser hingegen machen sie über 30 [gr/l] aus.

Salinität
Ozeane:      35 [g/l]
Ostsee:         8 [g/l]
Süßwasser: <1 [g/l]

In einem natürlichen Süßwasser finden sich diese Ionen, die nun zu besprechen sind:

Gruppen gelöster Stoffe

GESSNER hat feststellen können, dass sich die Massenverhältnisse der häufigsten Mineralien in Süßgewässern kaum unterscheiden (abgesehen von wenigen Ausnahmen wie die ostafrikanischen Seen oder der Rio Negro in Südamerika), dass also für Süßwasser ein Analogon des für Meerwasser von MARCET  gefundenen „Prinzip der konstanten Proportionen“ existiert: „das Verhältnis der hauptsächlichen Ionen... ist... gleich“. Eingeführt in die Aquaristik hat diese Erkenntnis KRAUSE als „Standard-Ionenverhältnis“; es beschreibt die allermeisten Süßgewässer der Erde und bildet deshalb die Grundlage aller Überlegungen zu naturnahem Aquarienwasser.


Da diese Ionen eben das natürliche Süßwasser definieren, seien sie
Haupt-Ionen
genannt; es sind dies
 
Kationen +Calcium MagnesiumNatriumKalium

Ca++Mg++Na+K+
100 %64,4 %10,6 %18,4 %6,6 %
Anionen -SulfatChloridHydrogencarbonat

SO4--Cl-HCO3-
100 %13,7 %6,3 %80 %

Die Gewissheit, dass die Anzahl der positiven Ladungen gleich der der negativen sein muss (Achtung: Die Ionen von Ca++, Mg++ und SO4-- sind doppelt geladen!), ermöglicht es, Anionen und Kationen zusammenzuführen:
Definiert sei ein Standard-Wasser, das gerade 100 [mg/l] Kationen enthält - es enthält 285 [mg/l] Anionen,
hat somit eine Mineralisierung ("Salinität") von 385 [mg/l]. Dieses Wasser nenne ich


"Gessner-Wasser"


Kationen +CalciumMagnesiumNatriumKalium

Ca++Mg++Na+K+
[mg/l]64,410,618,46,6

16,7 %2,8 %4,8 %1,7 %
Anionen -SulfatChloridHydrogencarbonat

SO4--Cl-HCO3-
[mg/l]39,018,0228

10,1 %4,7 %59,2 %

Standard-Ionen   

Diese Struktur nenne ich "Gessner-Struktur"

Die größten "Brocken" sind also Ca++ und HCO3-, die, würden sie nicht dissoziieren, ein Calciumhydrogencarbonat Ca(HCO3)2 ergäben, aber leider kommt dies nicht in fester Form vor, sondern nur gelöst, also in die Beiden Ionen dissoziiert. Die Gessner-Struktur bildet die Norm und den Standard für natürliches Süßwasser. Einige Massen-Relationen sind interessant:

Die Hydrogen-Karbonate HCO3- stellen fast zwei Drittel der Hauptionen
und  vier Fünftel der Anionen

Die Masse der "Erdalkali" (Ca++ und Mg++) ist dreimal so groß wie die der "Alkali" (Na+ und K+)

Ca++ und Mg++ stehen im Verhältnis 6:1,
Na+ und K+ stehen im Verhältnis 3:1


Die Süßwasser-Mineralisierung besteht überwiegend aus Erdalkalis und Hydrogencarbonaten 



Die Süßgewässer der Welt unterscheiden sich regelmäßig nicht durch die Hauptionen-Struktur, sondern durch die Höhe der Hauptionen-Konzentration!
Die Bedeutung dieser Gessner'schen Erkenntnis, die zur Formulierung des "Gessner-Wassers" geführt hat, kann kaum überschätzt werden -

dem Überbringer H-J Krause sei gedankt!
                                                                                                                                                                                                                         

Dessen ungeachtet propagieren Wasserpflanzenzüchter, ihren Erkenntnissen und Erfahrungen folgend, für

Pflanzengewässer

ganz andere Mineralstrukturen. Als kritisch werden herausgestellt

die Relationen von Calcium, Magnesium und Kalium                           Ca++ : Mg++ : K+ = 2 : 1 : 0,5     [Gessner  6 : 1 : 0,6  (s.o.)]

die Karbonathärte KH                                                                                                KH = 3,0 [°dH]

Völlig unbedeutend seien
die Konzentrationen der Chlorid-, Sulfat-(!) und Natrium-Ionen - und ebenso
die Gesamthärte, also die Härterelation RH = KH : GH
 





Diese Erfahrungswerte seien äußerst erfolgversprechend für die Zucht von Wasserpflanzen, aber

so ein Pflanzen-Zuchtwasser ist künstlich, nicht natürlich!



Das ist bei der Düngung zu besprechen...

Leitungswasser

Leider entsprechen die Leitungsgewässer unserer Stadtwerke keineswegs den natürlich-strukturierten Wassern! Auf den Websites der Stadtwerke kann man den Laborberichten die Mineralstruktur entnehmen.



Bei der Optimierung werden wir darauf zurückkommen...



Mineralwasser

Wie oben schon gesagt, definieren die sieben Hauptionen
Ca++, Mg++, Na+, K+, SO4--, Cl-, HCO3-
das Süßwasser.

Auf jeder Mineralwasser-Flasche finden wir deshalb den Gehalt dieser sieben Ionen; hier gibt es eine gute Übersicht.




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Neumünster, 02.05.2025      *      Egbert W Gerlich     *     egbert@ew-gerlich.de