Zur

Hydrologie
des Süßwasser-Aquariums

                                                    


Aquaristik:  Die Grundlagen verstehen

3. BIOLOGISCHE ASPEKTE

a. Mikro-Biologie
Mikroben
Desinfektion
Naturalisieren
 
                                                                                      In Arbeit


Mikroben


Natürliches Wasser ist nicht tot,
in jedem Wassertropfen tummeln sich viele höchst lebendige Mikro-Organismen, "Mikroben", die sich gegenseitig, über die Artgrenzen hinweg, beeinflussen. Die wichtigsten Gruppen sind

Bakterien  -  Viren  -  Pilze

sowie Algen und Algensporen



               

Eine nähere Differenzierung ist hier überhaupt nicht notwendig. Es genügt, das Mikrobiom, den Lebensraum der Mikroben, in der Gesamtheit zu betrachten. Die Lebensformen der Mikroben, ihre Stoffwechsel, ihr Zusammenwirken sind extrem vielfältig, und ohne sie ist höheres Leben, wie wir es sofort erkennen können, gar nicht möglich. Ohne Mikroben keine Verdauung, kein natürlicher Stoffwechsel, keine Immunität gegen Störungen. Manche Mikroben bewirken Störungen im lebenden Organismus ("Krankheiten"), aber das sind nur sehr wenige gegenüber der Unzahl, die auf Oberflächen, in Wasser und Luft, aber auch in und nicht nur auf den Körpern von Pflanzen und Tieren leben, sich vermehren und das System "Lebewesen" erhalten.  Wegen ihrer Vielfalt, Vielzahl, Kleinheit ist eine aquaristisch sinnvolle Wasseranalyse ohne Laborgerät nicht möglich. Wenngleich weniger auf das Wasser bezogen, findet sich hier

eine gut verständliche Einführung in diese Mikrowelt:




Einige wichtige Gemeinsamkeiten:
1. Eine Analyse nach Art und Menge ist schwierig
2. Mikroben bilden artübergreifende Kolonien ("Teppiche")
3. Die Beeinflussung erfolgt ebenfalls über die Arten und Formen hinweg
4. Die Wirkung einer Kolonie hängt ab von Artenstruktur und -priorität
5. Je vielfältiger die Mikrobiome, desto natürlicher der Lebensraum



Die allermeisten Probleme im Süßwasser-Aquarium,
Krankheiten  -  Schmarotzer  -  Algenblüte  -  Wassertrübung
 sind zurückzuführen auf massive
Störungen des
physikalisch-chemisch-biologischen Öko-Systems

 und sie verschwinden, wenn das Systemgleichgewicht wiederhergestellt wird.

Den wichtigsten, am wenigsten bekannten, am schwierigsten zu nutzenden Schlüssel bildet das Mikrobiom.


Der Stickstoff-Kreislauf

wird zwar als chemischer Vorgang beschrieben, es handelt sich aber in Wirklichkeit um biologische Prozesse, bei denen Mikroben in ihrem Stoffwechsel die chemischen Umsetzungen durchführen.

Ohne diese spezifischen Organismen
 in ihrer spezifischen Umgebung
 gibt es keine Umwandlungen!


Notwendig beteiligt sind verschiedenartige Mikro-Organismen - und zwar solche, welche leben
im aeroben Umfeld, also im Sauerstoff-Überschuss
im anaeroben Umfeld, also im Sauerstoff-Mangel



Aerobe Bakterien
oxidieren Ammonium/Ammoniak zu Nitrit

(NH4+) +  5*O2 + 2*e- =  NO2- + H2O
NH3 + 4*O2                  = NO2- + 3*H2O

oxidieren Nitrit NO2- zu Nitrat NO3-

2*NO2- +  O2  =  2*NO3-

Anaerobe Bakterien
zersetzen Urea N2H4CO zu Ammonium und Ammoniak

N2H4CO + H2O          =  NH4+  + NH3 + HCO3
N2H4CO + H2O + p+  =  2*NH4+  + HCO3-

verarbeiten Nitrat NO3- und Nitrit NO2- den molekularen Gasen Stick- und Sauerstoff
 
2*NO3- = N2 + 3*O2
2*NO2- = N2 + 2*O2


Desinfektion

In der Unzahl der Mikro-Organisman im Wasser befinden sich nur wenige wirklich schädliche, manche aber sind unerwünscht.

In panischer Angst vor Krankheitserregern gerät so mancher in eine Ausrottungsmanie (bei Aquarianern schließt das auch Algen und ihre Sporen ein) und stürzt sich völlig unüberlegt in einen Vernichtungskrieg gegen die mikro-biologische Welt. Aber es ist ein blind geführter Krieg: Der Feind ist nach Art, Ort und Konzentration weitestgehend unbestimmt und von den Freunden nicht trennbar. Das Ziel ist deshalb, alle herumschwirrenden Mikroben zu vernichten - ausnahmslos. Eine Möglichkeit, die Microben-Konzentration gezielt zu reduzieren oder gar Mikroben-Gruppen auszunehmen, ist in praxi nämlich nicht gegeben, zumal die Wirkung mit einfachen Mitteln nicht hinlänglich messbar ist.


[aus W. Busch "Max und Moritz"]

Bei den nicht-chemischen Verfahren sind die an der Nitrifikation beteiligten Bakterien weniger betroffen, weil sie sich in Masse nicht im freien Wasser aufhalten - leider glauben viele, das genüge. Im Allgemeinen sind Desinfektionen im Süßwasser-Aquarium nicht nur nicht erforderlich, sondern schädlich - zumal bei Dauereinsatz.
Die wirkungsvollste Waffe ist die tödliche Bestrahlung durch
energiereiches UV-C-Licht
Das zu behandelnde Wasser wird an einer Strahlenquelle vorbeigeströmt:


[ Prinzip-Skizze ]

Die Wirksamkeit ist abhängig von

- der Strahlungsleistung [W],
- dem Abstand von der Strahlungsquelle [m],
- der Einwirkdauer [s], i.e.
= dem Strömungsweg [m]
= der Strömungsgeschwindigkeit [m/s]

---   Das ordnungsgemäß behandelte Wasser ist tot   ---

Zudem ist zu beachten:

Starke UV-Strahlung
spaltet Chlor und seine Verbindungen auf, wobei sich Chlorid-Ionen bilden
Cl2 = 2*Cl- + 2*p+
spaltet Nitrat auf zu Nitrit plus Sauerstoff
2*NO3 = 2*NO2 + O2


In dem ungezielten Vernichtungskrieg gegen Mikroben werden zumeist
chemische Mittel

eingesetzt, auch Antibiotika, wobei nicht einmal die Wirkstoffe, geschweige denn weitere Inhaltsstoffe bekanntgegeben werden - das betrifft ganz besonders Antialgen-Mittel. Man kann gar nicht sicher wissen, wogegen und wie vorgegangen werden soll - gezielt ist das nicht möglich, die "Kollateralschäden" sind enorm. Vorsicht!
Dass echte Desinfektionsmittel wie Chlor und seine Verbindungen im Aquarium keinesfalls in Frage kommen, muss nicht betont werden. In der Wasserwirtschaft werden vorwiegend eingesetzt:


Salicylsäure und Kupfervitriol

   

Salicylsäure C7H6O3 mit 1,25 [mg/l]       Kupfersulfat CuSO4.5 mit 0,252 [mg/l]


Beispiele aus dem Aquaristik-Angebot:

              
    


Zwei natürliche Eigenschaften des Wassers können zur Verbesserung des Wassers und auch der Gesundung beitragen:

der Säuregrad pH und das Redox-Vermögen

In saurem Wasser pflegen sich Mikroben weniger wohl zu fühlen (allerdings auch diejenigen, die für die Stoffwechsel gebraucht werden), so dass es notwendig sein dürfte, Fischen aus saurem Milieu dieses auch zu gewähren, weil ihr Immunsystem darauf eingestellt ist. Die Anpassung des pH-Wertes wird später besprochen...

Die Erhöhung der Redox-Spannung durch Zufuhr aggressiven Sauerstoffs ist ein bewährtes Verfahren. Wirkungsvoller als die einfache Luftverwirbelung (zumal da nur wenig Sauerstoff und der auch noch in der weniger aggressiven molekularen Form O2 vorliegt) ist die

direkte Zufuhr von Sauerstoff in Form von

von "Aktiv-Sauerstoff" H2O2
 (= Wasserstoffsuperoxid = Wasserstoffperoxid), der im Wasser dissoziiert zu
atomaren Sauerstoff O1
H2O2 = O1 + (OH- + p+)

oder von Ozon O3, das im Wasser dissoziiert ebenfalls auch zu
atomaren Sauerstoff O1
O3 =  O2 + O1

In beiden Fällen zerstört das einzelne extrem bindungswillige Sauerstoff-Atom O1 in großem Umfang Spuren-Ionen, organische Verbindungen und Mikroben. Da sich zwei Sauerstoff-Atome schnell zu einem Sauerstoff-Molekül verknüpfen,
O1 + O1 = O2
wird gleichzeitig das Wasser auch stark mit Sauerstoff angereichert, die Redox-Spannung steigt.

Im Oxydator wird die nachzufüllende H2O2-Lösung im Wasser dissoziiert,                im Ozonisator wird elektrisch O3 erzeugt und zugeführt          

                              
           
Nicht unwichtig: Im Gegensatz zum Oxydator kann der Ozonisator über einen Redox-Controller angesteuert werden!

Bei nicht vollständiger Lösung sieht das in praxi so aus:

4x H2O2 = H2O2 + O2 + O1 + (3x HO- + 3x p+)
  bzw 
2x O3 + H2O= O3 + O2 + O1 + (OH- + p+)


Ein weiteres Verfahren, aggressiven Sauerstoff zuzuführen - besonders die reaktionswilligen Sauerstoff-Atome -, um insbesonders Pilze und Algen mit ihren Sporen zu dezimieren, ist die

Elektrolyse des Wassers      



             

H2O = 2xH1 + O1
und
4x H2O = 8x H1 + 4x O1 = 4x H2 + O2 + 2x O1

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Neumünster, 24.07.2025      *      Egbert W Gerlich     *     egbert@ew-gerlich.de